Ich beginne ganz am Anfang. Die Ankunft in Accra war wunderbar, ich wurde von Flughafen abgeholt und wurde auch gleich mit allerlei Geschichten über das Land überhäuft. Müde aber voll positiver Eindrücke ging es dann nach Kwanta. Doch ich muss ehrlich sein, in der ersten Woche wäre ich am liebsten sofort wieder nachhause gefahren. Ich hatte das Gefühl im Chaos gelandet zu sein. Das Haus war in einem unzumutbarem Zustand. Überraschenderweise verließen mich beide Volontäre nach einer Woche und waren mir keine große Hilfe mit meinen tausend Fragen. Viel eher Hinterließen sie Anspannungen zwischen den Einheimischen und den Volontären. Ich fühlte mich allein gelassen mit all dem Mist, den nicht ich mir eingebrockt habe. Aber dank der Hilfsbereitschaft und der Freundlichkeit der Leute fing ich mich schnell wieder und fand vielleicht sogar ein bisschen Gefallen daran, die einzige Weiße weit und breit zu sein. Bald hatte ich auch das Haus und die Küche auf Vordermann gebracht. Denn so wie viele hier, zwischen Staub und Spinnweben wollte ich nicht leben. Leider wurde mir die Küche bald wieder zugesperrt als Dankbarkeit dafür, dass ich alles grundgereinigt hatte. Mit einfachen Mitteln richtete ich mit stattdessen eine Küchennische ein. Für das Nötigste reichte sie alle Mal. Oft bekam ich auch Essen geschenkt oder wurde eingeladen. Zum Ende hin wirkte es auf mich schon fast wie ein Wettkampf zwischen einigen Bewohnern, wessen Speisen wir, Flo und ich, essen und wir brauchten die "Küche" kaum mehr. Einen Kühlschrank hatte ich nie. Die Nachbarin war so nett und ließ mich ihren mitverwenden.
Auch die Arbeit in der Schule hatte ihre Hochs und Tiefs. Die Mädchen hatten mir 20 Schüler hinterlassen, mit denen ich möglichst viele Einzelstunden machen sollte. Manche Kinder lernte ich bis zum Schluss nicht gut kennen, weil ich sie anfangs nur einmal pro Woche hatte und dann Flo sie übernommen hatte. Dafür entstand besonders zu den Schlechteren eine enge Bindung. Ich versuchte den Unterricht sehr ernst zu nehmen, doch alles verstanden die Kinder nicht immer und alle waren auch nicht immer anwesend. Nebenbei wollte ich auch allgemeine Projekte in der Schule starten, wie das Müllsammelprojekt und die Brieffreundschaften. Doch wirklich unterstützt wurde ich von den Lehrern nicht. Generell sank meine Motivation mit der Zeit aufgrund des fehlenden Engagement der Lehrer. Es passierte oft das eine Klasse mal eine Tag allein war oder der Lehrer einfach nur schlief. Besonders die Direktorin nahm ihren Beruf viel zu locker.
Generell ist die Arbeitshaltung hier ganz anders als bei uns. Vielleicht klingt es hart, wenn ich sage, dass das vielleicht ein Mitgrund für die fehlende Entwicklung in diesen Ländern ist. Wenn keine Deadlines oder Abmachungen eingehalten werden und billigste Ausreden alles entschuldigen, kann einfach schwer was weitergehen. Leider leidet auch unsere Library daran. Eigentlich ist sie seit Anfang des Jahres offiziell geöffnet, aber in Wirklichkeit waren die Bibliothekarinnen noch nicht wirklich fleißig. Hoffentlich lauft das doch irgendwann, sonst wäre es schade um die ganze Mühe.
Mit der Zeit habe ich mich dann an die Gelassenheit und die gesellschaftlichen Unterschiede gewöhnt und angepasst und an manchem auch Gefallen gefunden. Was mir oft abging, waren etwas tiefgründiger Gespräche oder auch Gespräche mit Leuten, die auch Dinge hinterfragten und sich über Manches Gedanken machten. Mit vielen Leuten, besonders im Dorf, konnte man ja doch nur über das Wetter und das Essen reden. Dafür glich ihre Herzlichkeit das wieder aus. Jederzeit war ich bei meinen Nachbarn willkommen und oft boten sie mir an mitzuessen.
Was mich am meisten überraschte, war meine Ernennung zur Youth Queen. Für mich war es eine große Ehre, diesen Titel bekommen zu haben und mit einem wunderbaren Fest in die Gemeinde Kwantas aufgenommen worden zu sein. Gewöhnlich ist es nicht einfach Mitglied der Youth Leader zu werden. Ich sah es als Zeichen, das sie ihnen Vorschläge gefielen und ich hoffe, ich könnte sie dazu bewegen in der Gemeinde noch aktiver zu werden.
Es gibt vieles auf was ich mich in Österreich schon wieder freue, doch ich weiß genau, dass ich auch eine Menge Dinge vermissen werde, die ich hier kennengelernt habe. Mein Zeit in Ghana hat mich bestimmt geprägt und ich habe viel gelernt.
Womöglich komme ich eines Tages zurück, um zu sehen was aus meinen Freunden und besonders aus meinen Schülern geworden ist.